Angesichts der seit Monaten sich häufenden Diffamierungen und massiven Angriffe gegen antidiskriminatorische Ansätze in wissenschaftlicher Forschung, Lehre, Bildungs- und Beratungsarbeit (*siehe dazu unternstehende links) erklärt sich der Fachverband Gender_Diversity solidarisch mit den angegriffenen und zum Teil mit Gewalt bedrohten Kolleg_innen und ruft dazu auf, jeglichen sexistischen, rassistischen, homo- inter- und transphoben, oder auf andere Weise diskriminierenden und antidemokratischen Diffamierungen und Forderungen nach Beibehaltung oder [Wieder-]Einführung von diskriminierenden Normierungen und Regelungen entschieden entgegenzutreten.
Bei den jüngsten (persönlichen wie auch generalisierenden) Angriffen gegen antidiskiminatorische Ansätze – seien es zeitgemäße, diversitätsgerechte Sexualpädagogik, gender-/diversitätsgerechte Sprache oder emanzipatorische, feministische oder andere antidiskriminatorische Positionen – geht es nicht allein um rückwärtsgewandtes Festklammern an (für privilegierte Positionen) altbewährten und bequemen scheinbaren ‚Sicherheitenʻ wie vermeintlich ‚naturgegebenenʻ Gesellschaftsstrukturen und Sichtweisen von ‚Weltʻ und ‚Wirklichkeitʻ. Derartige Haltungen und Denkmuster – die nicht zufällig vielfach positive Aufnahme und Parallelen in politisch rechts bis extrem rechts gerichteten Foren und Positionen finden – sind zudem Ausdruck eines antiquierten und antidemokratischen Verständnisses von Wissenschaft und Gesellschaft. Dabei geht es nicht bloß um Phantasien eines homogenisierten und ausgrenzenden ‚Gesellschaftsganzenʼ oder um bipolare, aus dem 18. Jahrhundert datierende Geschlechter-vorstellungen und ähnliches mehr, sondern etwa auch um die Phantasie, Wissenschaft bestünde im ‚interesselosenʼ ‚Entdeckenʼ einer ‚gegebenenʼ und unveränderlichen ‚Wahrheitʼ. Beunruhigen müssen derartige Vorstellungen und Tendenzen angesichts ihrer repressiv-segregierenden bis fatalen Auswirkungen auf gesellschaftliche Realität. Denn auch z.B. das Beharren auf eine Festschreibung des so genannten „generischen maskulinums“ als (nicht-männliche Personen ‚mitmeinendeʻ) sprachliche Norm (vielfach unter Berufung auf „Römisches Recht“ aus dem 6.Jh. u.Z.)– stellt eine symbolisch wie auch konkret- materiell gravierende Diskriminierung aller Personen dar, die sich nicht als ‚männlichʻ definieren. Diese Diskriminierung beschränkt sich eben keineswegs auf eine symbolische oder eine Repräsentations-Ebene, sondern hat, durch zahlreiche Studien seit Jahren belegt, erwiesenermaßen weitreichende konkrete Auswirkungen auf ausschließendes/dis-kriminierendes Handeln in allen gesellschaftlichen Bereichen, konkreten politischen Maßnahmen etc. An Effekten seien hier nur stellvertretend Stichwörter wie Lohnschere, Armutsverteilung, Aufstiegschancen, Mißachtung von Grund- bzw. Menschenrechten oder spachliche wie politische Repräsentation genannt.
Angriffe, wie sie in letzter Zeit gehäuft gegen diese und andere antidiskriminatorische Vorschläge und Ansätze der Gestaltung gesellschaftlichen Miteinanders gerichtet werden, können daher nicht einfach als Ausdruck bedauernswerter Borniertheit ignoriert werden, sondern sind nicht zuletzt als Angriff auf demokratische Grundsätze ernst zu nehmen. Derartige Angriffe und Tendenzen verdeutlichen die Dringlichkeit eines entschiedenen Eintretens für antidis-kriminatorische und diversitätsgerechte Positionen und Maßnahmen in allen gesellschaftlichen Bereichen seitens aller gesellschaftlichen Akteur_innen. auf der Basis eines zeitgemäßen Wissenschaftsver-ständnisses und aktueller Theorieentwicklung im Sinn kritisch- reflektierenden politischen Denkens und Handelns.
Dafür tritt der Fachverband Gender_Diversity ein und ruft zu respektvoller Auseinandersetzugn und zu verantwortungsbewusstem antidiskriminatorischem Artikulieren und Handeln auf.
Für den Vorstand des Fachverbands Gender_Diversity – Fachverband für gender-kompetente Bildung und Beratung e.V.
Susanne Lummerding
*Einige Hinweise zu aktuellen Anlässen:
- http://www.taz.de/Rechtspopulismus-im-Internet/!142954/
- http://www.aoef.at/index.php/presseaussendungen/182-pa-09-07-2014-frauenfeindlichkeit-ist-in- oesterreich-salonfaehig
- http://diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/3842731/Dann-gleich-zuruck-zur-Sprache- der-Lutherbibel
- http://diestandard.at/2000003664738/Frauenring-fordert-Binnen-I-statt-feministischer- Rueckschritt
- http://www.frauenring.at/zurueck-alltag-geschlechtergerechte-sprache
- http://derstandard.at/2000003661899/Wir-brauchen-keine-Gender-Polizei
- http://plum.philo.at/